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licher mit landwirtschaftlicher Arbeit Zeit vergeudet wurde. Was
war natürlicher, als daß man den Knecht von jenen bäuerlichen
Handreichungen gänzlich befreite? — Die Arbeitsteilung schritt weiter.
Unter den Schmieden des Fronhofs, die alle Arten von Metallarbeiten
besorgten, fand sich vielleicht einer, der für die Herstellung der feineren
Erzeugnisse, etwa der Waffenstücke, besonders geeignet war; man ließ
ihn vorzugsweise oder ausschließlich Waffen anferttgen. Ein neuer
Beruf entstand, der des Waffenschmieds. Auf ähnliche Weise trat aus
dem Kreise der Schmiede der Gold- und Silberarbeiter heraus, der
schon nach manchen Volksrechten höher im Preise stand als der
Eisenschmied.
Der Grundherr mußte darauf bedacht sein, möglichst viele Ge-
werbe durch Fronhofsarbeiter vertreten zu sehen. Am deutlichsten
offenbart sich dieses Sweben in der Wirtschaftsordnung, die Karl
der Große für seine Gutswirtschaften und Pfalzgüter erließ und
die für die meisten Grundherrschaften seiner und der folgenden Zeit
mustergülüg gewesen ist. Hier wird den königlichen Amtleuten, denen
die Verwaltung der Königsgüter obliegt, anbefohlen, für das Vor-
handensein der nötigen Handwerker zu sorgen. Als solche bezeichnet
die Verordnung: Eisen-, Gold- und Silberschmiede, Schuster, Schneider,
Sattler, Schreiner, Drechsler, Zimmerleute, Schild- und Harnisch-
macher, Fischer, Vogelfänger, Seifensieder, Bierbrauer, Mostbereiter,
Bäcker und Netzmacher.
Für die Ausbildung und Vervollkommnung des Handwerks
besonders wichtig waren die Klöster. Man hat die Klöster geradezu
„Hauptstätten der mittelalterlichen Industrie" genannt. In stettgem
Verkehr mit den Laienbrüdern und Hörigen des Klosterhofes ver-
standen die kunstteichen Mönche ihre Technik auf jene zu übertragen
und nach und nach einen stattlichen Bestand wohlgeschulter Kloster-
handwerker zu erziehen. Der uns erhaltene alte Grundriß des Klosters
St. Gallen zeigt uns besondere Werkstätten für Böttcher, Drechsler,
Barbiere, Schuster, Sattler, Schwertfeger, Schleifer, Schildmacher,
Metalldreher, Gerber, Goldarbeiter, Grobschmiede und Walker.
Große Verdienste haben sich die Klöster namentlich um die
Förderung und Ausbildung der Baugewerbe erworben. Die
ältesten deutschen Baumeister sind Mönche gewesen. Die ersten Kirchen-
und Klosterbauten waren Holzbauten. Man nannte diese Bauart die
„schottische", weil sie von den Schottenmönchen, den ersten christlichen
Glaubensboten in Deutschland, geübt worden war. Der Steinbau
war unseren Altvorderen unbekannt gewesen, man bezeichnete ihn noch
lange Zeit als die „italische Bauweise". Die ersten, die in Deutsch-
land Steinbauten errichteten und die Steinbaukunst in unserer Heimat
einbürgerten, waren wiederum Mönche. Sie erbauten sich ihre Klöster,
sie schufen Kirchen und Kapellen, Pfalzen der Könige und Großen.
Unsere herrlichen Kirchen und Dome „romanischen" Stiles sind Denk-
mäler ihrer Kunst und ihres Geschmackes. Im 11. Jahrhundert regte
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Extrahierte Personennamen: Karl
der_Große Karl Schuster Schneider Sattler Drechsler Fischer Drechsler Schuster Sattler Schwertfeger Walker
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sich unter den Fürsten Deutschlands eine mächtige Baulust. Wer
einen großen Bau zu errichten vorhatte, berief vor allen Dingen eine
Schar (etwa 20—25) sachkundiger Mönche. Sie entwarfen den Bau-
plan, sie überwachten und leiteten als Werkmeister die Ausführung
des Werkes. Die grobe Arbeit und die gewöhnlichen Handreichungen
taten die fronenden Bauern und Handlanger. Wo deren Geschick und
Erfahrung nicht zureichte, da legten die frommen Väter auch wohl
selbst Hand an. Aus den dienenden Arbeitern erwuchs allmählich
unter dem bildenden Einflüsse mönchischer Baumeister ein Bestand von
Bauhandwerkern, Maurern, Steinmetzen u. dgl.
Die Klosterwerkstatt ist aber auch die Wiege des Kunsthand-
werks. Wenn auch die Klosterregel den Brüdern äußerste Einfach-
heit der Lebensführung vorschrieb, Gott zu Ehren glaubte man von
dieser Einfachheit eine Ausnahme machen zu dürfen. Für das Blut
Christi, meinte der Abt Suger von St. Denis, seien die kostbarsten
Gefäße eben gut genug. „Neben eisernen Kronleuchtern, kupfernen
und eisernen Weihrauchfässern, Meßkleidern und Altarbehängen ohne
Seide und Gold waren silberne und vergoldete Kelche gestattet, und
so machte man die Gefäße so kostbar und so künstlerisch, als man es
vermochte." Die Silber- und Goldschmiedekunst, die Stickerei und
Emailmalerei, die Elfenbeinschnitzerei und andere Kunsthandwerke er-
hielten somit mannigfache Anregungen und fanden eifrige Pflege. Die
Kirchengeräte und -gefäße wurden prächtig und kunstvoll gearbeitet.
Zu den ältesten Denkmälern der frühmittelalterlichen Elfenbeinplastik
und Emailmalerei gehören die zierlichen Schreine und Kästchen, in
denen Klöster und Kirchen die Reliquien ihrer Heiligen aufzubewahren
pflegten. Herrliche Zeugnisse der klösterlichen Kunst sind die Psalter,
die Meß- und Evangelienbücher, die von den Mönchen mit be-
wundernswerter Sorgfalt und Feinheit auf Pergament geschrieben,
mit herrlichen Initialen (Anfangsbuchstaben) und farbenprächtigen
Malereien geziert waren. Diese Bücher waren mit Einbänden ver-
sehen, deren kunstvoll gearbeite Elfenbeinschnitzerei, deren schön gestaltete,
kostbare Beschläge und Schließen, deren Ausschmückung mit edlen
Steinen noch heute unser Auge entzückt. Die Mönche, die dergleichen
Dinge zu schaffen vermochten und deren Kunsterzeugnisse, wie uns die
Klosterchroniken bezeugen, von ihren Zeitgenossen bewundert wurden,
haben ihren Beruf als Lehrmeister des Handwerks und des Kunst-
gewerbes trefflich erfüllt. —
Ursprünglich hatten die unfreien Arbeiter ihre ganze Arbeitskraft
und Arbeitszeit ihrem Grundherrn zu widmen; Befugnis zu eignem
Gewerbebetriebe stand ihnen noch nicht zu. Lieferte der Handwerker
die ihm auferlegte Stückzahl von Handwerkserzeugnisfen in gewünschter
Güte regelmäßig und pünktlich ab, so gestattete man ihm wohl auch,
in seiner freien Zeit für Kunden zu arbeiten, zunächst wohl für die-
jenigen Angehörigen der eigenen Grundherrschaft, die nicht auf dem
Herrenhose selbst wohnten und hier Verpflegung, Kleidung, Arbeits-
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